Eine kurze SciFi-Geschichte für STAR TREK-Fans:
CAPTAIN JANEWAY AUF DIE BRUCKE!
(All characters are the property of Paramount Pictures,
story © by Katie Steward)
„Captain Janeway auf die Brücke!“
Erschreckt zuckt die alte Lady hoch und versucht das Dunkel im Raum zu durchdringen. „Computer, Licht an.“
„Captain Janeway auf die Brücke!“
Die alte Lady schlägt die Bettdecke zurück und stellt ihre Beine unter schweren Seufzern auf den Boden.
„Captain Janeway auf die Brücke!“
Die Lady schleppt sich zur Schalldusche, sie funktioniert wieder einmal nicht.
„Captain Janeway auf die Brücke!“
Die Lady wird wütend: „Dieser Captain ist wohl taub. Und so einer ist Captain!“
Die Lady ist inzwischen angezogen. Sie steht vor dem Replikator und überlegt:
„Was wollte ich denn hier? Ach so, ja. Computer, eine Tasse Aldebaran-Tee.“
Sie nippt daran und verzieht angewidert das Gesicht.
„Das schmeckt ja fürchterlich. Computer, ich möchte etwas anderes.“
„Spezifizieren.“
„Spezifizieren? Na gut, wie heißt das denn gleich? Es ist schwarz, heiß und bitter.“
„Kaffee?“
„Ja, genau, das ist es.“
Ihr Zeigefinger sticht triumphierend in die Luft.
Eine Tasse dampfender Kaffee materialisiert, die alte Lady greift gierig danach und stößt einen spitzen Schrei aus, sie hat sich die Lippen verbrannt.
„Captain Janeway auf die Brücke!“
Die alte Lady betätigt ihren Communikator und krächzt wütend: „Hallo Brücke, könnt ihr nicht endlich einmal die Lärmbelästigung einstellen und auf die Suche nach diesem schwerhörigen Captain gehen. Vielleicht ist er ja auch schon tot.
Mist, tut das weh. Ich werde einen kalten Umschlag machen müssen, sonst bekomme ich Lippen wie diese .. diese, wie heißt sie denn gleich, in deren Anwesenheit die Männer Glubschaugen bekommen, diese ... wie war das denn gleich? Kein Name, hm, eine Zahl ...Zehn? Zehn Vorne? Das kommt mir bekannt vor. Ach nein, das ist ja eine Kneipe auf einem verrotteten Schlachtschiff. SEVEN, ja richtig, so heißt sie. Seven braucht keinen heißen Kaffee, um geschwollene Lippen zu bekommen.“
Die Lady will zur Türe gehen, da meldet sich die altbekannte Stimme wieder:
„Captain?“
„Haben Sie ihn endlich gefunden?“
„Captain, sind Sie das?“
„Jetzt erkennen sie ihn nicht einmal mehr.“
Die Lady schüttelt das weiße Haupt.
„Zustände sind das auf diesem Schiff.“
„Captain, sind Sie in Ordnung?“
Die Lady schleudert ihre Tasse gegen den Lautsprecher: „Stellen Sie endlich diese Verbindung ab und lassen Sie mich in Ruhe mit ihren Durchsagen.“
Aus den Lautsprechern kommt vielstimmiges Gemurmel, einer sagt bestimmt: „Kappen Sie die Verbindung, Fähnrich“ und dann ist angenehme Stille im Raum der alten Dame.
„Na endlich. Das hat aber gedauert.“
Zufrieden begibt sie sich zu ihrem Bett, schlägt die Decke zurück und will sich setzen. Der Türöffner wird betätigt. Jetzt wird sie richtig sauer: „Was wollt ihr denn? Könnt ihr mich denn nicht in Ruhe lassen!“
Die Türe geht auf und ein kahlköpfiger, gut aussehender Mann betritt das Zimmer. Er geht auf die Frau zu, nimmt ihre Hände und sagt tief bekümmert: „Hast du deine Medizin wieder einmal nicht genommen? Wo hast du sie hingelegt?“
Die Lady schaut ihn nachdenklich an und meint dann: „Was für eine Medizin, Chakotay?“
Chakotays Augen werden noch dunkler, als sie sowieso schon sind. Er nimmt die Lady in den Arm, gibt ihr einen sanften Kuss und führt sie dann zum Bett.
Sie entwindet sich seinen Armen und gibt ihm einen Klaps auf die Wange: „Werden Sie bloß nicht frech, Commander! Ich kann mich nicht erinnern, dass wir per Du sind, geschweige denn, dass ich Ihnen erlaubt habe, mich zu küssen.“
„Das ist es ja! Du kannst dich an gar nichts erinnern. Weißt du denn, wer du bist?“
Die Lady schaut ihn verblüfft an, wird nachdenklich und schüttelt dann resigniert den Kopf.
„Wer bin ich denn, Chakotay?“
„Du bist der Captain dieses Schiffes, Kathryn Janeway.“
Die Lady ist perplex. „Dann hat das die ganze Zeit mir gegolten. Oh mein Gott! Wieso weiß ich denn das nicht? Was ist los mit mir?“
Sie steht sinnend da, schaut dann zu Chakotay und sagt: „Wieso weiß ich aber, wer Sie sind?“
Jetzt lächelt Chakotay, nimmt sie wieder in den Arm und sagt: „Das wäre ja noch schöner, wenn du deinen Ehemann nicht erkennen würdest! Auch wenn du ihn unentwegt Siezt!“
Die alte Lady bricht in schallendes Gelächter aus: „Wie bitte? Wir sollen verheiratet sein? Das ist das Gerücht des Jahrhunderts! Machen Sie sich nicht lächerlich, Commander. Ich bin mit Mark Johnson verlobt und den werde ich auch heiraten, wenn wir wieder zu Hause sind.“
Chakotay zieht sie auf das Bett, nimmt ihre Hände in seine und sagt:
„Kathryn, Mark ist schon vor 10 Jahren gestorben. Außerdem war er mit einer anderen Frau verheiratet.“
„Mark ist tot? Und er hat nicht auf mich gewartet?“
Kathryn bricht in Tränen aus, kann sich gar nicht mehr beruhigen. Aber allmählich kommt sie zur Ruhe und in ihren Augen blitzt der alte Trotz wieder auf. „Männer! So sind sie. Ungeduldig, selbstherrlich, egoistisch und wenn sie geschwollene Lippen sehen, bekommen sie riesige Glubschaugen.“
Über Chakotays Gesicht huscht das altbekannte Grinsen. Das ist die Kathryn, die er seit vielen Jahre kennt. Und er ist sich sicher, sie wird es schon schaffen, sie wird diesen Virus besiegen und wieder ganz die alte, eigensinnige und neugierige Kathryn werden.
„Was grinst du denn so blöd?“ Kathryn’s finsterer Gesichtsausdruck macht Chakotay sichtlich Freude.
„Na, wenigstens hast du das Sie abgestellt, liebste Kathryn.“
„Liebste Kathryn,“ äfft sie ihn nach. „Ich bin nicht deine liebste Kathryn. Ich bin Captain Kathryn Janeway und du bist mein 1. Offizier und ich werde den Teufel tun und mit dir eine Affäre anfangen!“
Chakotay wird immer vergnügter und Kathryn immer wütender. Sie hat die Hände in die Hüften gestemmt, reckt ihr Kinn drohend in die Gegend und geht mit festen Schritten im Zimmer auf und ab.
Chakotay unterbricht ihr rastloses Hin und Her. Er stellt sich ihr in den Weg und hebt beschwörend die Hände.
„Kathryn...“
Sie unterbricht ihn sofort und will ihn zu Seite schieben. Mit einem leisen Schrei knickt sie ein und hält sich gerade noch an Chakotays Arm fest.
„Was zur Hölle ist mit meinen Beinen los!“
„Du bist nicht mehr die Jüngste, Kathryn! Du solltest froh und glücklich sein, wenn du dich ganz normal bewegen kannst. Das Auf- und Abrennen hat dich zu sehr angestrengt.“
„So ein Unsinn, Chakotay. In meinem Alter kann man noch auf den Berg Seleya gehen, ohne außer Atem zu kommen.“
„Komm mit zum Spiegel, Kathryn. Der wird dich über dein Alter aufklären.“ Er zieht sie ins Badezimmer.
Kathryn steht vor dem Spiegel und ihre Auge quellen ihr fast aus dem Gesicht.
Ein weißhaarige, ältere Dame mit feinen Fältchen um die Augen und die Lippen schaut ihr entgegen. Ihre Hände fahren entsetzt in ihr Gesicht. Sie wendet sich Chakotay zu und betrachtet ihn zum ersten Mal genauer.
„Wo sind deine Haare geblieben, Chakotay? Und du trägst einen Bart! Was ist mit uns geschehen? Haben wir uns schon wieder einen Virus eingehandelt? War da nicht einmal was auf der Enterprise? Dr. Pulaski wurde innerhalb von Stunden uralt. Ja, das wird es sein. Wir müssen sofort durch den Transporterstrahl, der filtert den Virus heraus und wir sehen wieder unserem Alter entsprechend aus. Kommen Sie, Commander.“
Sie betätigt ihren Communikator: „Mr. Tuvok, kommen Sie zum Transporterraum 2 und bringen Sie Seven mit.“
Fest entschlossen begibt sie sich zur Tür und wird von Chakotay aufgehalten.
„Kathryn! Nein!“ „Befehl aufgehoben, Mr. Tuvok!“
„Was fällt Ihnen ein, Commander, meinen Befehl zu widerrufen. Sie sind mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert!“
„Kathryn, hör mir doch zu! Diese Aktion wird nichts nützen! Wir sind so alt, wie wir aussehen. Wir sind immer noch im Deltaquadranten und befinden uns seit 35 Jahren auf dem Weg nach Hause.“
„Was?!“ Kathryn ist wie vom Donner gerührt. Dann schaut sie unsicher zu Chakotay: „Das ist doch ein Scherz, oder?“
„Nein, Kathryn, das ist kein Scherz. Du kannst dich an die letzten Jahrzehnte nicht erinnern, weil du dir tatsächlich bei einer Außenmission einen Virus eingefangen hast. Der Doktor arbeitete fieberhaft an einer Methode, den Virus zu beseitigen und jetzt endlich hat er Erfolg. Wenn wir Glück haben, wirst du wieder ganz gesund werden. Nur, du wirst nicht mehr jung werden. Mit 75 Jahren sieht man eben so aus, wie du aussiehst. Im Übrigen: Für mich wirst du immer jung und schön sein. Und ganz im Ernst: Du siehst immer noch toll aus."
„Das ist wirklich wahr, dass wir verheiratet sind?“
Chakotay nickt und nimmt sie in den Arm und raunt ihr ins Ohr: „Was hältst du von einem Picknick im Bett?“
Kathryn raunzt: „Picknick? Was für ein Picknick? Nennt man das jetzt so? Früher hieß das ...“
„Captain Janeway auf die Brücke!“
Captain Kathryn Janeway fährt erschreckt hoch, reibt sich die Augen, steigt aus dem Bett und geht zum Replikator: „Kaffee schwarz!“, nimmt mit Genuss einen Schluck, verbrennt sich die Lippen und geht fluchend unter die Schalldusche, die ausnahmsweise mal funktioniert. Nun ist sie richtig wach, tippt an ihren Kommunikator und sagt:
„Commander Chakotay, Report in einer Stunde in meinem Bereitschaftsraum. Janeway Ende.“
Kathryn Janeway geht zum Spiegel, schaut vorsichtig hinein und streicht sich erleichtert eine Strähne ihres roten Haares aus der Stirn. „Was für ein Alptraum! Das war das letzte Mal, dass ich zum Abendessen romulanisches Ale getrunken habe.“
Sie zwinkert sich zu, wirft noch eine Kusshand in Richtung Foto von Mark und verlässt beschwingt und elastischen Schrittes ihr Quartier.
ENDE
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